Die Europäische Union steht vor einer neuen Herausforderung: Ex-Präsident Donald Trump droht im Falle seiner Wiederwahl mit hohen Zöllen auf europäische Produkte. Besonders betroffen wären die Autoindustrie und Maschinenbauer. Die EU reagiert ruhig und geschlossen – mit dem Ziel, Eskalationen zu vermeiden und wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
Drohkulisse aus den USA
Trump erklärte kürzlich in einem Interview, er wolle Zölle von bis zu 100 Prozent auf europäische Autos einführen. Die Begründung: Handelsungleichgewichte und angeblich „unfaire“ Subventionen auf Seiten Europas. Obwohl Trump derzeit kein offizielles Amt innehat, sorgen seine Aussagen bereits für Unruhe auf den Märkten.
„Wir nehmen solche Aussagen ernst, doch wir handeln nicht überstürzt“, erklärte ein EU-Diplomat in Brüssel gegenüber Reuters. Man analysiere die Lage und wolle im Falle eines Wahlsiegs Trumps vorbereitet sein, ohne vorschnelle Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Einheit statt Panik
In der Vergangenheit hatte sich gezeigt: Ein geeinter europäischer Kurs schützt die Wirtschaft besser als Alleingänge. Während einzelne Länder wie Deutschland oder Frankreich besonders stark vom Export in die USA abhängig sind, betont die EU-Kommission, dass ein geschlossenes Auftreten das beste Mittel gegen mögliche Handelskonflikte sei.
Die Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen signalisiert Handlungsbereitschaft, aber keine Konfrontation. „Wir setzen auf Dialog, nicht auf Drohgebärden“, sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis in einer Pressekonferenz.
Wirtschaft fordert klare Linie
Die deutsche Industrie reagiert mit Sorge, aber auch mit Appellen an die Politik. „Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit, keine Zollspirale“, erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm. Gerade die Automobilbranche sei auf stabile Handelsbeziehungen mit den USA angewiesen. Im Jahr 2024 exportierte Deutschland Autos im Wert von über 25 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten.
Auch kleinere Betriebe sehen in den möglichen Zöllen ein Risiko. „Für uns wäre das ein harter Schlag, wir exportieren Spezialteile für US-Hersteller“, sagt ein Maschinenbauunternehmer aus Nordrhein-Westfalen.
Experten raten zu strategischer Geduld
Handelsexperten wie Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, empfehlen der EU strategische Geduld. „Panik hilft niemandem. Wichtig ist jetzt, das Gespräch mit allen politischen Lagern in den USA zu suchen und langfristig Alternativen zu stärken“, so Felbermayr gegenüber Der Standard.
Diese Sichtweise teilt auch die EU-Kommission. Man wolle sich nicht in eine Konfrontation treiben lassen, sondern überlegt handeln und internationale Partner einbinden. Die Handelsbeziehungen mit Kanada, Japan und den ASEAN-Staaten sollen ausgebaut werden, um wirtschaftlich breiter aufgestellt zu sein.
Kölner Unternehmen bleiben wachsam
Auch in Köln wird aufmerksam beobachtet, was sich in Washington abzeichnet. Viele mittelständische Firmen, vor allem in der Chemie- und Automobilzulieferbranche, sind direkt oder indirekt vom US-Markt abhängig.