Die anhaltend niedrigen Pegelstände am Rhein setzen die Schifffahrt stark unter Druck. Nina Luig, Geschäftsführerin der traditionsreichen Reederei Luig & Cie., spricht in einem Interview über die Herausforderungen durch das Wetter, die Bedeutung des Rheins für die Logistik – und warum Köln für ihr Unternehmen weit mehr ist als nur ein Standort.
„Köln prägt unsere Geschichte, unsere Marke und unser tägliches Geschäft,“ sagt Luig. Der Klimawandel und die zunehmende Wetterunsicherheit stellen laut ihr eine reale Gefahr für viele Wirtschaftsbereiche dar.
Wetterextreme belasten die Rheinschifffahrt
Die Reederei Luig & Cie. transportiert täglich Güter über den Rhein – ein zentraler Wasserweg für den Warenaustausch zwischen Süddeutschland, den Benelux-Ländern und dem Ruhrgebiet. Doch das Niedrigwasser im Rhein erschwert die Arbeit erheblich.
„Wenn der Pegel sinkt, können wir unsere Schiffe nicht voll beladen. Manchmal müssen Fahrten ganz gestrichen werden,“ erklärt Luig. Das führe zu Verzögerungen und steigenden Kosten für Kunden.
Laut Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes lag der Wasserstand in Köln im März 2025 deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Köln: Zentrum für Binnenschifffahrt und Logistik
Für das Unternehmen hat Köln eine besondere Bedeutung. Die Stadt sei nicht nur logistisch gut angebunden, sondern auch historisch eng mit der Reederei verbunden. Bereits in der dritten Generation führt Nina Luig das Familienunternehmen mit Sitz am Niehler Hafen.
„Die Menschen, die Häfen, die Infrastruktur – alles ist hier auf den Rhein ausgerichtet. Köln ist für uns der Puls unserer Arbeit.“
Die Region sei laut Luig ein strategischer Knotenpunkt für den Güterverkehr auf dem Wasser.
Klima als Wirtschaftsfaktor: Unternehmen müssen umdenken
Nina Luig sieht die Auswirkungen des Klimawandels nicht nur in extremen Wetterereignissen, sondern auch in langfristigen Veränderungen des Wasserhaushalts. Trockenperioden würden häufiger, und die Planbarkeit sinke.
„Früher hatten wir verlässliche Pegelstände und klare Saisonverläufe. Heute müssen wir fast täglich neu entscheiden, was möglich ist und was nicht.“
Diese Unsicherheit wirke sich direkt auf die Lieferketten aus. Kunden müssten sich inzwischen auf flexiblere Logistikmodelle einstellen, etwa durch den verstärkten Einsatz von Kombiverkehr (Schiff, Bahn, Lkw).
Forderung nach politischer Unterstützung
Luig fordert mehr Unterstützung durch Politik und Verwaltung. Die Modernisierung der Infrastruktur sei dringend nötig – sowohl an den Häfen als auch bei den Schleusen und Pegelmessstationen.
„Wir brauchen Investitionen, um die Wasserstraßen zukunftssicher zu machen. Sonst verliert Deutschland einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“
Auch in der Ausbildung sieht sie Handlungsbedarf. Es fehle an Nachwuchs in der Binnenschifffahrt, und der Beruf müsse attraktiver gemacht werden.
Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema
Trotz der Herausforderungen arbeitet die Reederei an umweltfreundlichen Lösungen. Hybridantriebe, emissionsarme Schiffe und effizientere Routenplanung stehen auf der Agenda. Luig betont:
„Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern Voraussetzung, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Bereits jetzt sei die CO₂-Bilanz eines Binnenschiffs im Vergleich zum Lkw deutlich besser – eine Chance, die stärker genutzt werden müsse.
Köln, Klima und die Kraft des Wassers
Der Fall zeigt: Wetterextreme sind kein Randthema mehr, sondern ein akutes Risiko für die Wirtschaft – vor allem in der Logistik. Köln steht dabei im Zentrum einer Entwicklung, die viele Unternehmen zum Umdenken zwingt.