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Chinas Exportstopp seltener Erden trifft die USA empfindlich

by Andrew Rogers
Chinas Exportstopp seltener Erden trifft die USA empfindlich

Im sich weiter zuspitzenden Handelskrieg zwischen China und den USA hat Peking nun Exportbeschränkungen für seltene Erden eingeführt, was die USA in eine schwierige Lage bringt. Die gegenseitigen Strafzölle zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben bereits weltweite Aufmerksamkeit erregt. Doch Chinas jüngste Maßnahme, die Rohstoffversorgung der USA gezielt zu blockieren, geht einen Schritt weiter und könnte weitreichende Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben.

China verschärft Maßnahmen im Handelskonflikt

Seit dem 4. April dieses Jahres unterliegen Exporte von sieben „schweren“ seltenen Erden strengeren Kontrollen. Diese Erden sind besonders wichtig für die Herstellung von High-Tech-Produkten, einschließlich militärischer Technologien. Die USA, die auf diese Rohstoffe angewiesen sind, sehen sich nun einer ernsthaften Bedrohung ihrer Versorgung ausgesetzt. In einem direkten Schritt zur Reduzierung der Abhängigkeit von China ordnete Präsident Donald Trump an, dass das US-Handelsministerium Strategien entwickeln soll, um die interne Produktion dieser kritischen Ressourcen zu fördern.

Warum seltene Erden so wichtig sind

Seltene Erden sind eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die in einer Vielzahl von Hochtechnologien unverzichtbar sind. Sie sind nicht nur in Smartphones und Computern zu finden, sondern auch in Technologien wie Elektromotoren, Lasersystemen und Verteidigungsanlagen. Einige der bekanntesten Elemente wie Neodym, Yttrium und Europium werden für alles verwendet, was starke Magneten benötigt oder brillante Farben erzeugt. Neodym zum Beispiel findet Anwendung in Lautsprechern, Festplatten und Triebwerken, während Yttrium und Europium die Farbintensität auf TV-Bildschirmen und Computermonitoren ermöglichen.

„Jedes Gerät, das eingeschaltet werden kann, nutzt seltene Erden“, erklärt Thomas Kruemmer, Geschäftsführer eines internationalen Handelsunternehmens, und hebt so die universelle Bedeutung dieser Ressourcen hervor.

Chinas Dominanz auf dem Markt für seltene Erden

China kontrolliert mittlerweile nahezu den gesamten Markt für seltene Erden. Laut der Internationalen Energieagentur stammen 61% der weltweiten Förderung und 92% der Verarbeitung von seltenen Erden aus China. Diese Dominanz ermöglicht es Peking, die Kontrolle über die globalen Lieferketten für diese strategisch wichtigen Rohstoffe zu behalten. Während der Abbau und die Veredelung von seltenen Erden sowohl teuer als auch umweltschädlich sind, ist es anderen Staaten, einschließlich der EU-Mitglieder, bislang schwergefallen, eigene Förderkapazitäten aufzubauen.

„Die Entsorgung der radioaktiven Abfälle, die bei der Gewinnung dieser Erden entstehen, ist eine langwierige und komplexe Herausforderung“, sagt Kruemmer und verweist auf die noch fehlende Infrastruktur in vielen westlichen Ländern.

China setzt die USA unter Druck

Die Exportbeschränkungen betreffen vor allem die „schweren“ seltenen Erden, die für militärische Anwendungen von entscheidender Bedeutung sind. Diese Elemente, wie etwa Dysprosium und Terbium, sind schwieriger zu gewinnen und zu verarbeiten, weshalb ihre Kosten deutlich höher sind. Derzeit haben Exporteure nur dann Zugang zu diesen Rohstoffen, wenn sie eine spezielle Lizenz von der chinesischen Regierung erhalten.

Das Zentrum für Strategische und Internationale Studien warnt, dass die USA besonders verwundbar sind, da sie bis 2023 etwa 70% ihrer Importe für seltene Erden aus China bezogen haben. Diese Entwicklung stellt eine ernsthafte Bedrohung für die US-amerikanische Technologie- und Verteidigungsindustrie dar, die auf diese Rohstoffe angewiesen ist.

Ein enormer Einfluss auf die US-Verteidigungsindustrie und Wirtschaft

Die Auswirkungen der Exportbeschränkungen werden bereits deutlich. Wichtige militärische Systeme wie Raketen, Radargeräte und Magnetantriebe, die in modernen Kampfflugzeugen und Drohnen verwendet werden, können ohne diese Materialien nicht produziert werden. Laut Experten beschafft China in rasantem Tempo fortschrittliche Waffentechnologien und überholt dabei die USA – mit einem Tempo, das fünf- bis sechsmal schneller ist.

„Die US-Verteidigungsindustrie wird erheblich unter Druck geraten“, warnt Kruemmer. „Wir rechnen mit Produktionsverzögerungen und höheren Kosten – nicht nur für militärische Anwendungen, sondern auch für die Hightech-Produktion von Geräten wie Smartphones.“

USA auf der Suche nach alternativen Quellen

Obwohl es in den USA Minen für seltene Erden gibt, können diese das benötigte Material nicht veredeln. Der Rohstoff muss weiterhin nach China geschickt werden, um dort weiterverarbeitet zu werden. In den 1980er Jahren war die USA führend bei der Produktion von Magneten, bevor China die Marktführung übernahm. Seither ist die US-Industrie in Bezug auf seltene Erden stark abhängig von China.

Trump strebt daher an, Mineralienabkommen mit Ländern wie der Ukraine abzuschließen, um die US-Wirtschaft unabhängiger zu machen. Auch Grönland, mit seinen weltweit größten Vorkommen an seltenen Erden, rückt zunehmend ins Interesse der USA.

Ein doppeltes Problem für die USA

„Die USA stehen vor einem doppelten Problem“, sagt Dr. Harper, ein Experte für internationale Beziehungen. „Einerseits haben sie ihren Hauptlieferanten verärgert, andererseits könnten auch potenzielle Partnerstaaten aufgrund der aktuellen geopolitischen Spannungen zögern, mit den USA zusammenzuarbeiten.“

Ob alternative Quellen wie Grönland oder die Ukraine die Lücke füllen können, ist noch unklar. Ein weiterer unsicherer Faktor bleibt die Reaktion Chinas, das seine strategischen Ressourcen weiterhin als Druckmittel nutzen kann.

Die eskalierenden Spannungen zwischen den USA und China über den Handel mit seltenen Erden werfen ein neues Licht auf die Bedeutung dieser Rohstoffe im globalen Wettbewerb. Die USA sind nun gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Abhängigkeit von China zu verringern. Doch die Herausforderungen bleiben groß, und es wird eine langfristige Strategie erfordern, um diese Abhängigkeit zu durchbrechen.

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