Die russische Regierung hat mit scharfen Worten auf Überlegungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz reagiert, der sich für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen hatte. Laut dem russischen Außenministerium würde ein solcher Schritt als direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands gewertet – mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
Klare Drohung aus Moskau
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte am Donnerstag gegenüber mehreren Nachrichtenagenturen, dass ein Einsatz der deutschen Taurus-Raketen gegen russische Ziele “wie eine direkte Beteiligung Deutschlands an den Kampfhandlungen an der Seite Kiews” gesehen werde.
„Ein Schlag mit diesen Raketen gegen russische Einrichtungen würde alle Konsequenzen nach sich ziehen, die eine solche Beteiligung mit sich bringt“, so Sacharowa.
Zusätzlich betonte sie, dass der Einsatz solcher hochentwickelten Waffensysteme ohne direkte Hilfe deutscher Soldaten kaum denkbar sei. Damit spielte sie auf mögliche Unterstützungsleistungen beim Zielmanagement und der Steuerung der Marschflugkörper an.
Was plant Friedrich Merz?
Am Sonntag hatte Friedrich Merz, der als nächster Bundeskanzler gehandelt wird, in einem Interview erklärt, man werde die mögliche Lieferung von Taurus-Systemen „gemeinsam mit den europäischen Partnern“ prüfen. Diese Aussage reichte offenbar aus, um in Moskau Alarm auszulösen.
Der Kreml reagierte bereits einen Tag später mit einer deutlichen Warnung vor einer weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg. Russische Politiker äußerten sich besorgt über eine mögliche „aktive Rolle“ Deutschlands im Konflikt.
Kritik und Lob für Deutschlands Taurus-Politik
Während der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bislang jegliche Lieferung der Taurus-Raketen abgelehnt hatte, wurde diese Entscheidung im Westen regelmäßig kritisiert. Viele NATO-Partner hätten sich mehr Unterstützung durch moderne Waffensysteme gewünscht. In Moskau dagegen stieß Scholz’ Zurückhaltung auf Zustimmung – wiederholt lobte die russische Regierung seine vorsichtige Linie.
„Ich denke, der CDU-Vorsitzende sollte sich seiner Sache bewusst sein“, sagte Sacharowa laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in Richtung Friedrich Merz.
Russische Reaktionen auf westliche Waffenhilfe
Die Drohungen aus dem Kreml sind kein Einzelfall. Schon zuvor hatte Russland westliche Staaten gewarnt, keine modernen Raketensysteme an die Ukraine zu liefern. Dazu zählten unter anderem die US-amerikanischen ATACMS sowie die britischen Storm-Shadow-Raketen.
Nach dem Einsatz dieser Waffensysteme reagierte Russland militärisch – etwa mit dem Abschuss einer Hyperschallrakete des Typs „Oreschnik“ auf ukrainisches Gebiet. Auch für die Zukunft kündigte Moskau an, bei Bedarf erneut solche Waffen einzusetzen.
Forderungen aus der Krim: „Keine Spekulationen mehr“
Zu Beginn dieser Woche meldete sich auch Wladimir Konstantinow, der Vorsitzende des russischen Parlaments auf der Krim, zu Wort. Er forderte Deutschland auf, „jegliche Spekulationen über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern“ sofort zu beenden. Solche Diskussionen würden die Spannungen nur weiter verschärfen.
Warum Taurus für Russland ein rotes Tuch ist
Taurus-Raketen gelten als besonders präzise Langstreckenwaffen mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern. Sie sind in der Lage, stark geschützte Ziele tief im Hinterland zu treffen – etwa Kommandozentralen, Bunker oder Munitionsdepots. Genau darin sieht der Kreml offenbar ein hohes Eskalationspotenzial.
Militärexperten weisen darauf hin, dass der Einsatz solcher Systeme der Ukraine helfen könnte, strategische Ziele deutlich wirksamer anzugreifen. Doch genau das sorgt in Moskau für Unruhe.
Ein diplomatischer Drahtseilakt
Die Debatte über die Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine sorgt erneut für Spannungen zwischen Berlin und Moskau. Während Friedrich Merz eine mögliche Unterstützung prüft, kommt aus Russland ein klares Nein – verbunden mit Drohungen und Warnungen vor einer direkten Konfrontation.
Wie sich die künftige Bundesregierung positionieren wird, bleibt offen. Klar ist: Jede Entscheidung wird mit Argusaugen beobachtet – sowohl in der Ukraine als auch in Moskau und den NATO-Hauptstädten.