In Gaza sind bei einem israelischen Luftangriff sieben Mitarbeiter einer Hilfsorganisation getötet worden. Das israelische Militär räumte inzwischen ein, dass es sich dabei um einen „schweren Fehler“ handelte. Die Fahrzeuge der Helfer seien irrtümlich als Ziel erkannt worden. Der Vorfall ereignete sich am Montagabend (Ortszeit) in der Nähe von Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens.
Die betroffenen Helfer arbeiteten für die Organisation World Central Kitchen (WCK). Unter den Toten sind laut Angaben der Organisation Menschen aus Australien, Großbritannien, Polen sowie ein Palästinenser und ein Doppelbürger mit US-kanadischer Staatsangehörigkeit.
Widersprüchliche Aussagen zur Kennzeichnung der Fahrzeuge
Ursprünglich hatte die israelische Armee behauptet, die Fahrzeuge der Helfer seien nicht als solche zu erkennen gewesen. Doch nach ersten Untersuchungen stellte sich heraus: Die Fahrzeuge waren mit dem Logo der Hilfsorganisation gekennzeichnet. Sie fuhren in einer humanitären Hilfskolonne, die zuvor von Israel genehmigt worden war.
Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte: „Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Angriff ein Fehler war, der auf einer falschen Identifikation basierte.“ Verteidigungsminister Yoav Gallant betonte: „Wir übernehmen die Verantwortung und werden den Vorfall vollständig untersuchen.“
Reaktionen aus aller Welt
Der Vorfall löste weltweit Entsetzen aus. Die australische Regierung bestellte den israelischen Botschafter ein. Premierminister Anthony Albanese erklärte: „Australien erwartet eine umfassende Aufklärung. Das darf nie wieder passieren.“
Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich kritisch. Er sprach von einem „inakzeptablen Zwischenfall“ und forderte mehr Schutz für Helfer in Kriegsgebieten. Die britische Außenministerin David Cameron nannte den Vorfall „schockierend und tragisch“.
Hilfe unter schwierigen Bedingungen
Die Organisation World Central Kitchen, gegründet vom spanisch-amerikanischen Koch José Andrés, versorgt Menschen in Krisengebieten mit warmem Essen. In Gaza arbeitet sie mit verschiedenen Hilfsgruppen zusammen, um Hunger und Not zu lindern. Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 ist die Lage in dem dicht besiedelten Gebiet dramatisch. Lebensmittel, Wasser und Medikamente sind knapp.
Laut den Vereinten Nationen sind bisher über 30.000 Palästinenser durch den Krieg ums Leben gekommen, darunter viele Frauen und Kinder. Die humanitäre Lage wird als katastrophal beschrieben.
Forderungen nach Waffenruhe werden lauter
Nach dem Angriff auf die Helfer wurden die Rufe nach einer Waffenruhe erneut lauter. UN-Generalsekretär António Guterres sagte: „Humanitäre Helfer müssen geschützt werden. Angriffe auf sie sind ein Bruch des internationalen Völkerrechts.“
Auch Human Rights Watch kritisierte Israel scharf. Die Organisation forderte eine unabhängige Untersuchung und forderte alle Parteien auf, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten.
Israel kündigt Konsequenzen an
Das israelische Militär kündigte an, personelle Konsequenzen zu ziehen. „Wir werden unsere Verfahren verbessern, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern“, so ein Sprecher. Ein hochrangiger Offizier wurde bereits vom Dienst entbunden.
Gleichzeitig betonte die Regierung in Jerusalem, dass die Ermittlungen weitergehen. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem „tragischen Fehler im Nebel des Krieges“. Kritiker werfen ihm jedoch vor, den Krieg ohne Rücksicht auf zivile Opfer zu führen.
Weitere Hilfsorganisationen setzen Arbeit aus
Nach dem Vorfall zog sich World Central Kitchen vorerst aus Gaza zurück. Auch andere Organisationen wie Doctors Without Borders und das Rote Kreuz überdenken ihre Einsätze in der Region.
Der Zwischenfall zeigt, wie gefährlich die Arbeit humanitärer Helfer in Konfliktzonen ist. Viele fragen sich, wie solche Einsätze überhaupt noch möglich sind, wenn selbst genehmigte und gekennzeichnete Konvois nicht sicher sind.