In Deutschland arbeiten immer mehr Frauen. Der Anteil erwerbstätiger Frauen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Viele von ihnen sind gut ausgebildet und in verschiedenen Bereichen aktiv – von Pflege bis Technik. Doch obwohl Frauen heute deutlich häufiger arbeiten als früher, bleibt ein großes Problem bestehen: die Gefahr der Altersarmut. Besonders Mütter und Teilzeitbeschäftigte haben oft weniger Geld im Alter. Warum ist das so? Und was muss sich ändern, damit Arbeit auch wirklich schützt?
Mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt
Die Erwerbsquote von Frauen in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark erhöht. Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2023 rund 75 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter berufstätig – ein Rekordwert. Zum Vergleich: 1991 lag diese Quote noch bei knapp 55 Prozent.
Diese Entwicklung zeigt: Erwerbstätigkeit ist für viele Frauen heute selbstverständlich. Vor allem junge Frauen mit guter Ausbildung drängen in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sind auch immer mehr Mütter beruflich aktiv, oft in Teilzeitmodellen.
Altersarmut trotz Arbeit – ein strukturelles Problem
Doch obwohl mehr Frauen arbeiten, schützt das nicht automatisch vor finanziellen Sorgen im Alter. Besonders betroffen sind Frauen, die lange in Teilzeit gearbeitet oder schlecht bezahlte Jobs ausgeübt haben. Laut einer Studie der Deutschen Rentenversicherung liegt die durchschnittliche Rente von Frauen in Deutschland bei etwa 740 Euro pro Monat, während Männer im Schnitt rund 1.200 Euro erhalten.
Gründe dafür sind unter anderem:
- Teilzeit-Arbeit: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, um Kinder oder Angehörige zu betreuen.
- Niedriglöhne: In vielen typischen Frauenberufen – etwa in Pflege oder Erziehung – sind die Gehälter nach wie vor niedrig.
- Fehlende Beiträge: Kindererziehung und Pflegezeiten führen zu Lücken in der Rentenbiografie.
Expertinnen fordern Reformen
Viele Fachleute sehen dringenden Handlungsbedarf. Christiane Flüter-Hoffmann, Arbeitsmarktexpertin beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), erklärt:
„Wir brauchen bessere Bedingungen für Frauen, damit sie ihre Erwerbschancen voll nutzen können – auch in Vollzeit.“
Zudem müsse die Rentenpolitik stärker auf Gleichstellung achten. Dazu gehören etwa verbesserte Anrechnungszeiten für Kindererziehung, eine Aufwertung von Pflegearbeit und eine stärkere Förderung der betrieblichen Altersvorsorge für Teilzeitkräfte.
Was die Politik plant
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt. Mit dem geplanten Rentenpaket II sollen vor allem kleine Renten aufgewertet werden. Zudem wird über eine Pflicht zur betriebsrentenähnlichen Altersvorsorge diskutiert. Doch viele Organisationen wie der SoVD (Sozialverband Deutschland) fordern weitergehende Schritte – etwa eine Grundrente, die den Lebensstandard im Alter sichert, auch wenn jemand nur wenig verdient hat.
Beispiele aus dem Alltag
Viele Frauen berichten von der Unsicherheit im Alter. So sagt etwa Anke M. aus Köln, 58 Jahre alt, früher Verkäuferin in Teilzeit:
„Ich habe immer gearbeitet, aber nie viel verdient. Jetzt habe ich Angst, im Alter nicht über die Runden zu kommen.“
Solche Stimmen gibt es viele. Sie zeigen, dass Erwerbstätigkeit allein nicht reicht – es kommt auf faire Bezahlung und gute Absicherung an.
Immer mehr Frauen sind beruflich aktiv. Das ist ein großer Fortschritt. Doch der Blick auf die Rente zeigt: Es braucht noch viel Veränderung. Frauen sollen nicht nur arbeiten können, sondern davon auch im Alter leben können. Dafür sind gerechte Löhne, faire Arbeitsbedingungen und eine sozial gerechte Rentenpolitik nötig.