Home » Apple in der Zwickmühle: Zwischen China-Abhängigkeit und US-Zollpolitik

Apple in der Zwickmühle: Zwischen China-Abhängigkeit und US-Zollpolitik

by Andrew Rogers
Apple in der Zwickmühle: Zwischen China-Abhängigkeit und US-Zollpolitik

Apple steht zwischen zwei Fronten: den USA, wo das iPhone entworfen wird, und China, wo es produziert wird. Während Ex-Präsident Donald Trump erneut hohe Zölle gegen chinesische Produkte verhängt – teilweise bis zu 245 Prozent – ist Apple besonders betroffen. Rund 90 Prozent aller iPhones stammen aus chinesischen Fabriken. Obwohl Smartphones zuletzt von neuen Zöllen ausgenommen wurden, bleibt die Lage angespannt. Apple steckt in einem komplexen Geflecht aus globalen Lieferketten, geopolitischen Konflikten und wirtschaftlichen Interessen. Die zentrale Frage: Wie verwundbar ist Apple wirklich?

Hergestellt in China – verkauft in den USA

Apple verkauft jedes Jahr über 220 Millionen iPhones. Neun von zehn werden in China gefertigt. Bauteile wie Display, Akku und Gehäuse stammen fast vollständig aus chinesischer Produktion. Nach der Montage werden die Geräte in die USA exportiert – den wichtigsten Markt für Apple. Zwar hatte Trump vergangene Woche angekündigt, Smartphones und Computer von neuen Zöllen auszunehmen, doch die Unsicherheit bleibt. Weitere Handelsmaßnahmen sind angekündigt. Zudem soll die gesamte Elektronik-Lieferkette neu bewertet werden.

Apples Erfolg ist Chinas Aufstieg

China profitierte stark von der Zusammenarbeit mit Apple. Schon in den 1990er Jahren verkaufte Apple Produkte über Drittfirmen in China. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Landes ab 1997 öffnete sich ein neuer Markt für das Unternehmen. Im Jahr 2001 nahm Apple offiziell seine Produktion in China auf – über ein Tochterunternehmen in Shanghai. Kurz danach begann die enge Zusammenarbeit mit Foxconn. Daraus entstand die „iPhone City“ in Zhengzhou, die größte iPhone-Fabrik der Welt.

Apple half dabei, lokale Zulieferer technologisch weiterzuentwickeln. Ein Beispiel ist das Unternehmen Beijing Jingdiao, das früher nur Acryl schnitt und heute Maschinen für Glasbearbeitung liefert. 2008 eröffnete Apple seinen ersten Store in Peking. Heute betreibt Apple über 50 Stores in China – ein Zeichen für den großen Markt und die wachsende Kundenbasis.

Apple und die chinesische Lieferkette

Laut einem Bericht von Nikkei Asia hatten 2024 rund 150 von Apples 187 wichtigsten Zulieferern Produktionsstätten in China. CEO Tim Cook sagte: „Keine Lieferkette ist für uns wichtiger als die in China.“ Besonders relevant sind dabei seltene Erden – Rohstoffe, die China in großen Mengen liefert und die in fast jedem iPhone verbaut sind.

Trumps neue Handelsstrategie

In Trumps erster Amtszeit gab es noch Ausnahmen für Apple. Nun nutzt er das Unternehmen als Beispiel für seine harte China-Politik. Das Ziel: Firmen sollen Produktion zurück in die USA verlagern. Handelsminister Howard Lutnick sprach kürzlich davon, dass Millionen Amerikaner bald iPhones zusammensetzen würden. Doch Fachleute halten das für unrealistisch.

USA als Produktionsstandort? Experten sind skeptisch

Eli Friedman, früherer Apple-Berater, sieht in der US-Produktion „reine Fantasie“. Schon 2013 habe Apple intern über Alternativen zu China gesprochen, doch keine ernsthafte Umsetzung gefunden. Erst durch die Corona-Lockdowns in China begannen Unternehmen, sich nach anderen Standorten umzusehen. Apple verlagerte einige Produktionen nach Vietnam und Indien. Dennoch bleibt China das Herzstück der iPhone-Fertigung.

Risiken für China – und für Apple

Ein Rückzug aus China hätte auch dort Folgen. Millionen Jobs und ein Teil des Wirtschaftswachstums hängen direkt an Apple. Als Reaktion auf die US-Zölle verhängte China seinerseits Strafzölle von 125 Prozent auf US-Waren und schränkte den Export seltener Erden ein. Beides trifft amerikanische Unternehmen hart.

Jigar Dixit, Berater für globale Lieferketten, erklärt: „Apple steht im Zentrum eines geopolitischen Konflikts.“ Auch neue Standorte in Asien wie Vietnam geraten ins Visier. So drohte Trump kürzlich mit einem 46-Prozent-Zoll auf in Vietnam produzierte AirPods. Zwar gibt es eine 90-Tage-Pause, doch das zeigt: Selbst Produktionsverlagerungen sind kein sicherer Schutz.

Apple sitzt in der Klemme. Einerseits profitiert das Unternehmen massiv von der chinesischen Produktionskraft. Andererseits wächst der Druck aus den USA, unabhängiger von China zu werden. Doch schnelle Lösungen sind kaum realistisch. Die Lieferketten sind über Jahrzehnte gewachsen – ein radikaler Bruch würde Milliarden kosten.

You may also like