Achtung! Stillgestanden! Die Luftwaffe macht einen bedeutenden Schritt in Richtung Gleichberechtigung: Nächste Woche übernehmen erstmals zwei Frauen das Kommando über bedeutende Einheiten der deutschen Luftwaffe.
Erste Kommandeurinnen in der Luftwaffe
Oberstleutnant Sandra Pillath wird die Führung der Flugabwehrraketengruppe 21 in Sanitz bei Rostock übernehmen. Ihr unterstehen über 600 Soldaten und Soldatinnen, deren Aufgabe es ist, mit dem Patriot-System den deutschen Luftraum zu schützen. Dieser Schritt markiert einen Meilenstein für Frauen in Führungspositionen der Bundeswehr.
Gleichzeitig wird Oberstleutnant Kim Dierks (38) zur Chefausbilderin am Luftwaffen-Standort Erndtebrück im Sauerland ernannt. Hier werden jährlich bis zu 800 Lehrgangsteilnehmer ausgebildet, darunter Jägerleitoffiziere, die die Einsatzführung von Kampfjet-Piloten übernehmen. Unter ihrem Kommando stehen etwa 200 Soldaten des Stammpersonals.
Frauen in Führungspositionen der Bundeswehr
Die Luftwaffe zählt aktuell 33 Bataillons-Kommandeure, davon sind 31 Männer. Mit der Ernennung von Pillath und Dierks wird erstmals auch Frauen das Kommando über solche Einheiten anvertraut. Diese Frauen verteidigen Deutschland, wenn nötig, mit ihrem Leben.
Oberstleutnant Dierks sagt dazu: „Wir Frauen müssen oft mehr leisten, um gegen Vorurteile anzukämpfen.“
Oberstleutnant Pillath betont, wie wichtig ihr Einsatz ist: „Je mehr ich durch Einsätze erfahre, was auf der Welt geschieht, desto mehr schätze ich unsere Werte, unsere Freiheit und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Und genau das möchte ich schützen.“
Herausforderungen im Alltag
Der Alltag als Frau in einer Führungsposition ist nicht immer einfach. Pillath berichtet von Besprechungen, bei denen sie oft die einzige Frau unter 25 Männern ist. Dierks ergänzt: „Gerade ältere Kameraden haben manchmal Schwierigkeiten, eine jüngere Frau als Vorgesetzte zu akzeptieren. Da müssen wir Frauen uns oft mehr beweisen.“
Pillath erinnert sich an einen Vorfall, bei dem ihr unterstellt wurde, ihre gute Bewertung nur erhalten zu haben, weil sie eine Frau sei. Jahre später gab der Kollege zu, dass seine Bemerkung unfair war.
Dierks hat Strategien entwickelt, um mit solchen Situationen umzugehen: „Bei einer Dienstreise sagte ein Kamerad, ich solle ihm seinen Apfel schneiden, weil Frauen das besser könnten. Ich habe klargestellt: ‚Sie können Ihr Obst selbst schneiden.‘ Danach war Ruhe.“
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bleibt eine Herausforderung. Während Pillath eine Fernbeziehung führt und keine Kinder hat, ist Dierks mit einer Frau verheiratet, die sie bei der Fluglotsenausbildung der Luftwaffe kennengelernt hat. Dierks pendelt jedes Wochenende von Erndtebrück zu ihrem Heimatdorf bei Bremen, wo ihre Frau den Großteil der Arbeit zu Hause übernimmt.
Pillath bereitet sich derweil darauf vor, mit ihren Patriot-Staffeln im Sommer nach Polen verlegt zu werden, um dort den Flugplatz zu schützen, über den die NATO Waffenlieferungen für die Ukraine abwickelt. „Natürlich gehe ich mit“, sagt sie entschlossen.
Zukunftspläne und Ziele
Die beiden Soldatinnen sind fest entschlossen, ihre Karriere in der Bundeswehr weiter auszubauen. Beide haben ein klares Ziel vor Augen: „Natürlich will ich General werden.“
Diese Entwicklung zeigt, dass Frauen in der Bundeswehr weiterhin Fortschritte machen und zunehmend Führungspositionen übernehmen. Ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung und Modernisierung der deutschen Streitkräfte.