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Klimaprotest: Aktivisten blockieren Zementwerk in Leimen

by Andrew Rogers
Klimaprotest: Aktivisten blockieren Zementwerk in Leimen

Am Montagmorgen sorgte eine neue Protestform für Aufsehen: Eine Gruppe von Klimaaktivisten hat das Gelände des Zementkonzerns Heidelberg Materials in Leimen gestürmt. Dabei klebten sich einige Mitglieder auf den Boden und blockierten stundenlang die Zufahrt zum Werk. Ziel der Aktion war es, auf den hohen CO₂-Ausstoß der Zementproduktion aufmerksam zu machen.

Wer steckt hinter der Aktion?

Hinter dem Protest steht eine bisher unbekannte Gruppe namens „End Cement“. Gegen 7:20 Uhr verschafften sich rund ein Dutzend Aktivisten Zugang zum Gelände und entrollten ein Banner mit der Aufschrift: „It’s Time to End Cement“. Einige der Teilnehmenden klebten sich direkt vor die Einfahrt des Zementwerks.

Ein Sprecher der Polizei sagte gegenüber BILD: „Wir kannten die Gruppe bisher auch nicht.“ Die Aktion verlief friedlich, doch mehrere Personen wurden vorläufig festgenommen.

Hintergrund: Warum Zement?

Zement ist einer der größten Verursacher von industriellen CO₂-Emissionen weltweit. Laut der Gruppe End Cement ist die Branche für rund 8 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Auf ihrer Webseite heißt es: „Das ist doppelt so viel wie ganz Afrika und fast dreimal so viel wie der weltweite Flugverkehr.“

Heidelberg Materials, früher bekannt als HeidelbergCement, zählt zu den größten Baustoffkonzernen der Welt. Das Unternehmen ist im DAX gelistet und steht regelmäßig in der Kritik von Klimaorganisationen – insbesondere wegen seiner Emissionen.

Bereits am Samstag: Farbattacke auf Firmenfassade

Die Protestaktion am Montag war offenbar kein Einzelfall. Bereits am Samstag hatte ein Unterstützer der Gruppe grüne Farbe auf die Fassade des Unternehmensgebäudes gekippt. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Die Aktivisten werfen dem Unternehmen vor, sich nach außen als umweltfreundlich zu präsentieren, während es 2023 beim CO₂-Ausstoß an der Spitze aller DAX-Konzerne gestanden habe.

Produktion gestört, wirtschaftlicher Schaden möglich

Nach Angaben von Beobachtern wurde der Produktionsablauf durch die Blockade gestört. Wie stark der tatsächliche wirtschaftliche Schaden ist, ließ sich zunächst nicht genau beziffern. Die Polizei erklärte: „Über Schaden, der durch einen Produktionsausfall entstanden ist, liegen uns bisher keine Erkenntnisse vor.“

Das Finanzportal boerse-express.com berichtete, dass der Protest möglicherweise zu empfindlichen Einbußen geführt haben könnte – vor allem, wenn Lieferungen gestoppt oder Maschinen stillgelegt wurden.

Kursverlust der Heidelberg Materials-Aktie

Die Proteste und die mediale Aufmerksamkeit blieben nicht ohne Folgen für das Unternehmen. Die Aktie von Heidelberg Materials verlor am Montag 3,77 Prozent und fiel auf 144,35 Euro. Damit liegt der Kurs mehr als 20 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 181,50 Euro.

Börsenanalysten sehen darin ein klares Signal: Investoren reagieren zunehmend sensibel auf Umweltrisiken und Proteste gegen Konzerne mit hohem CO₂-Fußabdruck.

Stimmen aus der Politik und Wissenschaft

Die Aktion in Leimen hat eine neue Debatte über den Einfluss der Bauindustrie auf das Klima entfacht. Umweltforscherin Dr. Sabine Lenz vom Wuppertal Institut erklärt:
„Die Zementindustrie ist ein blinder Fleck in der Klimapolitik. Technisch ist es möglich, die Emissionen stark zu reduzieren – aber es fehlt der politische Wille.“

Auch Stimmen aus der Politik fordern ein Umdenken. Grünen-Bundestagsabgeordnete Katharina Beck sagte am Montag: „Wir brauchen klare Regeln für die Dekarbonisierung von Baustoffen. Der Markt allein regelt das nicht.“

Wie reagiert Heidelberg Materials?

Das Unternehmen äußerte sich am Montagnachmittag schriftlich zur Protestaktion. In einer Stellungnahme heißt es:
„Wir nehmen die Sorgen der jungen Generation ernst. Heidelberg Materials arbeitet intensiv an klimafreundlicheren Lösungen. Dazu gehören CO₂-Speichertechnologien und der Einsatz alternativer Brennstoffe.“

Kritiker werfen dem Konzern jedoch Greenwashing vor. Trotz einzelner Pilotprojekte sei der Großteil der Produktion nach wie vor klimaschädlich.

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