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Weltpremiere an der Uniklinik Jena: Warum Janet Piegsa wieder laufen kann

by Andrew Rogers
Weltpremiere an der Uniklinik Jena: Warum Janet Piegsa wieder laufen kann

Neues minimalinvasives Verfahren hilft bei Arthritis und Rheuma

Eine bahnbrechende Behandlung hat Janet Piegsa, einer 48-jährigen Patientin aus Jena, neue Lebensqualität verschafft. Experten des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben weltweit erstmals eine Entzündung des Kniegelenks, medizinisch als Arthritis bezeichnet, bei einer Patientin mit Dickdarmkrebs mittels eines neuartigen Verfahrens erfolgreich behandelt. Dies hat das Uniklinikum in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Die Behandlungsmethode, die sogenannte „transarterielle periartikuläre Embolisation“ (TAPE), wurde von einem interdisziplinären Team aus Onkologen, Rheumatologen und Radiologen durchgeführt.

TAPE ist ein minimalinvasives Verfahren, bei dem gezielt die Durchblutung entzündlicher Gefäße im Gelenk unterbrochen wird, um die Entzündung und die damit verbundenen Schmerzen zu verringern. Diese Therapie hat Janet Piegsa, die aufgrund einer Immuntherapie gegen Dickdarmkrebs an schwerer Arthritis im linken Knie litt und auf einen Rollstuhl angewiesen war, zu einer vollständigen Genesung verholfen. Nach der Behandlung konnte sie wieder eigenständig gehen – ein beeindruckender Erfolg.

Arthritis als Folge der Immuntherapie

Im Jahr 2013 wurde bei Janet Piegsa Dickdarmkrebs diagnostiziert. Um den Krebs zu bekämpfen, unterzog sie sich mehreren chirurgischen Eingriffen und Chemotherapien. Leider traten nach einiger Zeit immer wieder Metastasen auf. Daraufhin begann der behandelnde Onkologe, Dr. Thomas Stauch, eine neuartige Immuntherapie, bei der das Immunsystem der Patientin dazu angeregt werden sollte, die Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen.

„Durch die Immun-Checkpoint-Inhibitoren wird die „Handbremse“ des Immunsystems gelöst, was zu einer stärkeren Immunantwort führt“, erklärt Dr. Stauch. Diese Therapie hatte jedoch unerwartete Nebenwirkungen: Janet Piegsa entwickelte eine schwere Autoimmunreaktion, die zu einer Arthritis im linken Knie führte. Solche Reaktionen sind bei dieser Form der Therapie selten – nur etwa zehn Prozent der Patienten reagieren mit einer überschießenden Immunreaktion.

Erfolglosigkeit herkömmlicher Therapien

Die Arthritis verschlechterte sich zusehends, und Janet Piegsa war schließlich auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz zahlreicher Behandlungsmöglichkeiten wie nuklearmedizinischen Verfahren oder hochdosierten Kortisonpräparaten war keine Besserung in Sicht. Das Problem war, dass diese klassischen Behandlungen die Wirkung der Immuntherapie beeinträchtigen könnten.

„Wir hatten keine Option mehr, die für unsere Patientin effektiv gewesen wäre“, sagt Professor Alexander Pfeil, Leiter des Rheumazentrums am UKJ. Das Team entschloss sich daher, eine innovative Therapie auszuprobieren – die transarterielle periartikuläre Embolisation (TAPE). Bisher wurde dieses Verfahren vor allem bei Arthrose, einer Form des Gelenkverschleißes, angewendet.

Das TAPE-Verfahren: Eine neue Hoffnung

Beim TAPE-Verfahren wird ein Mikrokatheter, der weniger als einen Millimeter dick ist, über die Leiste der Patientin eingeführt. Der Katheter wird unter Röntgenkontrolle direkt zu den entzündeten Gefäßen im Gelenk geführt. Dort wird die Blutzufuhr vorübergehend unterbrochen, und gleichzeitig wird ein Antibiotikum direkt in die entzündeten Gefäße injiziert. Das Antibiotikum wirkt so deutlich gezielter und effektiver als bei einer Einnahme in Form von Tabletten oder Infusionen.

„Das Antibiotikum erreicht die entzündeten Gewebe dort, wo es am meisten benötigt wird“, erklärt Professor Ulf Teichgräber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am UKJ. Der Eingriff zeigte bereits nach kurzer Zeit eine erstaunliche Wirkung. Nur zwei Tage nach der Behandlung konnte Janet Piegsa wieder ohne Hilfsmittel laufen – eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität.

„Ich kann es kaum fassen, wie schnell ich wieder auf den Beinen war. Ich bin den Ärzten unendlich dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben haben“, so Janet Piegsa in einer emotionalen Mitteilung.

Das Potenzial des TAPE-Verfahrens für die Rheumatherapie

Das TAPE-Verfahren könnte in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Behandlung von Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen spielen. Professor Pfeil sieht in der Methode großes Potenzial, insbesondere bei Patienten, bei denen klassische Therapien nicht ausreichend wirken. „Dieses Verfahren eröffnet neue Möglichkeiten für die Behandlung von Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen“, sagt er. „Es könnte vielen Patienten helfen, die mit traditionellen Behandlungen keine Linderung erfahren.“

Fazit: Ein Durchbruch für die medizinische Behandlung von Arthritis

Der Erfolg des TAPE-Verfahrens an Janet Piegsa ist ein wichtiger Meilenstein für die Behandlung von entzündlichen Gelenkerkrankungen. Es zeigt, dass selbst bei schwierigen Fällen, in denen herkömmliche Behandlungen versagen, innovative Verfahren eine echte Alternative bieten können. Das Universitätsklinikum Jena hat mit diesem Verfahren nicht nur der Patientin neue Lebensqualität gegeben, sondern auch einen wichtigen Schritt in der medizinischen Forschung und Therapie getan.

Zukunftsperspektiven und Ausblick

Die Entwicklung des TAPE-Verfahrens ist ein vielversprechender Schritt in der Rheumatologie. Wissenschaftler und Ärzte hoffen, dass dieses Verfahren in Zukunft vielen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, insbesondere bei schwer behandelbaren Fällen, helfen wird. Dank dieser Innovation könnten viele Menschen, die bisher mit chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen leben mussten, eine spürbare Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren.

Weitere Entwicklungen am Universitätsklinikum Jena

Das Universitätsklinikum Jena bleibt ein Vorreiter in der medizinischen Forschung und Entwicklung. Neben dieser bahnbrechenden Behandlung setzt das UKJ auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, um auch in anderen Bereichen der Medizin neue Wege zu finden. Der Fall von Janet Piegsa zeigt, wie wichtig innovative Denkansätze und der Mut zu neuen Behandlungsmethoden sind, um die Lebensqualität von Patienten zu verbessern.

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